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Geschrieben von Avvuran am 26.04.2018

Achtklässler sollen raus aus der „Käseglocke“ (Westfalenblatt 10.04.18)



[vc_row][vc_column][vc_column_text]Beim Projekt »Praxis Leben« können Haller Gesamtschüler die gewohnten Pfade verlassen.

Halle (WB). Null Bock auf den Job? Es kann schon schwierig sein, sich krank zu melden, wenn man 13 Jahre alt ist oder 14. Zu telefonieren statt eine WhatsApp zu schicken. Aber auch das lernt man bei »Praxis Leben«. Oder mal eine Durststrecke zu überwinden.

Das Sozialprojekt der Gesamtschule Halle macht Achtklässler jetzt seit einem Jahr stärker. Weil es bei den Schülern, aber auch bei Betrieben und Einrichtungen so gut ankommt, geht es in diesem Sommer in die zweite Runde. 138 junge Leute aus fünf Klassen suchen deshalb eine Stelle für dieses besondere Sozialpraktikum. Das können sie in sozialen Einrichtungen leisten, in ökologischen, kulturellen oder politischen. »Wir haben um die 200 Briefe verschickt und noch einige Adressen in Reserve«, sagt Schulleiterin Almuth Burkhardt-Bader. Schüler engagieren sich im Seniorenheim oder reparieren einen Waldlehrpfad

Der Starter-Jahrgang lebt jetzt seit Schuljahresbeginn einmal in der Woche drei Unterrichtsstunden lang in der Praxis. Jeden Donnerstag (es gibt aber auch Ausnahmen) spielen die Schüler mit Senioren im Haus Eggeblick oder Marienheim Mensch-ärger-dich-nicht oder Halma. Sie lesen Dreikäsehochs in der Kita vor, helfen in Tagespflege-Einrichtungen, stehen bei der DLRG mit am Beckenrand. Ein Junge gibt sein Bestes auf dem Bio-Bauernhof, während drei Mitschüler mit dem BUND den Waldlehrpfad renovieren. Wieder andere erleben das Rathaus von innen oder eine Apotheke.

»Wir wollen die Schüler in diesem schwierigen Alter nicht auf den Acker schicken. Aber sie sollen die Möglichkeit bekommen, etwas mit Hand und Herz zu machen«, erklärt Almuth Burkhardt-Bader. Das Projekt ziele genau darauf ab, die Schüler aus einer Umgebung herauszuholen, in der es um kognitive Leistungen gehe, ergänzt Silke Rache, die an der Schule die didaktische Leitung des Projekts übernommen hat. Sie betreut mit ihren Kollegen Pete Quest, Franziska Johansson und Sigrun Gehlen, die Berufskoordinatorin an der Schule ist, Schüler und Betriebe. Raus dem Schon- und Schutzraum Schule und rein ins Leben

Raus aus der »Käseglocke«, dem Schon- und Schutzraum Schule, und rein ins Leben. Die Jungen und Mädchen in diesem schwierigen Alter, in dem viele Gleichaltrige hauptsächlich um sich selbst kreisen, nutzen die Chance. Sie entwickeln Ideen, übernehmen Verantwortung, entdecken verborgene Stärken. Sie lernen nachzufragen, wenn etwas unklar ist, und trauen sich manchmal erstmals, mit einem Erwachsenen ein Gespräch zu führen. Pete Quest: »Sie tun etwas freiwillig, schenken es der Gesellschaft.« Das gibt Selbstbewusstsein. Erst recht, wenn die Kids merken, dass es gut ankommt, was sie tun oder sagen. Wie bei Jona und Arne. Sigrun Gehlen: »Die Kinder wollen erst später von ihren Eltern abgeholt werden, wenn die Jungs da sind.«

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