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Geschrieben von Avvuran am 08.02.2018

Haller Schulen gedenken der Opfer der Nationalsozialisten (HK 30.01.18)



Halle. (Von Uwe Pollmeier, Haller Kreisblatt). „Wir wollen daran erinnern, dass so etwas nicht noch einmal passiert“, sagt Pastor Tim Henselmeyer und blickt auf rund 350 Schüler, die schweigend in der Johanniskirche sitzen. Sie alle gedenken zwei Tage nach dem offiziellen Holocaust-Gedenktag und somit 73 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau der Opfer des Nationalsozialismus. Allein dort starben mehr als eine Million Menschen, aber auch in Halle hat die NS-Zeit deutliche Spuren hinterlassen.

„Wir werden sie nie vergessen“, sagt Johannes Kunze von der Realschule Halle angesichts der jüdischen Opfer, die aus Halle kamen oder zum Zeitpunkt ihrer Deportierung in der Lindenstadt lebten. In einer Zeit, in der Zeitzeugen langsam aussterben sei es wichtig, an die dunkelste Zeit deutscher Geschichte zu erinnern.

Nacheinander lesen die Schüler die Namen der Haller Juden vor, nennen Daten der Flucht oder der Deportation sowie deren Geburts- und Sterbedaten. Nach alter jüdischer Tradition legen sie für jedes der Opfer einen kleinen Stein ab.

Unsichtbar sein durch sichtbar machen

Für die musikalische Begleitung der Gedenkveranstaltung sorgen Nore Beaujean und Judith Kunze vom Kreisgymnasium mit Cello und Geige sowie Johannes Overbeck mit der Sonate für Klavier von Wolfgang Amadeus Mozart.

In seiner Ansprache erinnert Pastor Tim Henselmeyer an die Geschichte der Jüdin Hanni Lévy, die als 17-Jährige durch Zufall den Nazis entkommt. Sie arbeitet nach der Ermordung ihrer Eltern in einer Fabrik in Berlin, fällt jedoch genau an dem Tag krankheitsbedingt aus, an dem sämtliche Juden der Firma abtransportiert werden.

Sie fasst den Entschluss, unsichtbar zu werden. Und dass, indem sie sich unters Volk mischt. „Sie färbte sich die Haare blond und legte ihren gelben Judenstern ab“, sagt Henselmeyer. Sie nahm eine neue Identität an, um sich zu schützen.

Nach der Gedenkstunde in der Johanniskirche gehen die Schüler mit ihren Kerzen über den Kirchplatz hinüber zum benachbarten Kluckplatz. Dort stellen sie am Holocaust-Mahnmal still und nachdenklich ihre Kerzen ab.

„Ich finde es toll, dass so viele Schüler dabei sind und dass die Leitung dies ermöglicht“, sagt Historikerin Katja Kosubek, die als Gast zuschaut. Für alle Seiten ist diese Veranstaltung ein Gewinn. So viele konzentrierte, sich ruhig verhaltene und nachdenkliche Schüler kann wohl keine Geschichtsunterrichtsstunde bieten.

URL: http://www.haller-kreisblatt.de/lokal/halle/22045276_Haller-Schulen-gedenken-der-Opfer-der-Nationalsozialisten.html

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