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Geschrieben von Avvuran am 12.07.2017»Kein Platz für Mobbing« (Westfalen-Blatt 12.07.2017)
Gesamtschule trägt den Titel »Schule ohne Rassismus« – Arbeit fängt jetzt erst an (Klaus-Peter Schillig).
Halle(WB). Die Urkunde kann gerahmt werden, das große Blechschild aufgehängt werden. »Aber die Arbeit fängt jetzt erst an«, sind sich Schülervertretung und Lehrer einig. Die Haller Gesamtschule trägt seit dieser Woche das Prädikat »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage«.
»Der Titel ist kein Preis für geleistete Arbeit, sondern eine Selbstverpflichtung für Gegenwart und Zukunft«, stellte Schulleiterin Almuth Burkhard-Bader in ihrer Begrüßungsrede klar. Sie beruft sich auf das Leitbild der Gesamtschule, in der Vielfalt als Chance gesehen wird – und auf die Realität. Denn an der Gesamtschule würden Kinder aus 40 verschiedenen Nationen und mit unterschiedlichsten sozialen Hintergründen unterrichtet.
Zwei Paten des Anti-Rassismus-Projektes stellten das sofort unter Beweis. Die beiden Comedians Ususmango, bekannt aus vielen Auftritten in WDR-Sendungen am Freitagabend, und Khalid Bonouar, fragten vor den versammelten Schülern viele Herkunftsländer ab und ernteten reichlich Finger und Rufe. Das Duo aus Aachen nimmt unter dem Namen »Rebell-Comedy« die Integration oder fremde Kulturen auf die Schippe, und reißt auf witzige Art auch schon mal die Grenzen der vermeintlichen »political correctness« ein. Die beiden sind ebenso Schirmherren wie Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann.
Die Chefin der Haller Stadtverwaltung zeigte sich »richtig stolz« über so viele engagierte Schüler. »So habe ich mir immer die Gesamtschule gewünscht«, sagte sie in ihrem Grußwort. Von dem Engagement könnten viele Erwachsene noch lernen. Denn es gebe leider genug Menschen, die rassistisch seien oder wegschauten.
Das wollen die Kinder der Gesamtschule künftig nicht mehr, ist sich SV-Verbindungslehrerin Ayla Avvuran sicher. Sie schilderte zu Beginn der Feierstunde mit Wort-, Musik-, Gesangs- und Tanzeinlagen aus verschiedenen Jahrgangsstufen, dass sich bei einer Umfrage in den Klassen 85 Prozent der Schüler für die Bewerbung als »Schule ohne Rassismus«. Die Organisatorin der Feierstunde kündigte an, dass es mehrere Projekte pro Schuljahr geben werde, die sich mit dem gesamten Themenkreis Rassismus und Courage befassen. Vor allem aber solle das Motto gelebt werden.
Überreicht wurde die Urkunde für die Gesamtschule von Sabine Heidjann vom Kommunalen Integrationszentrum und Bildungsbüro in Gütersloh. Sie vertritt auf Kreisebene die vom Bund geförderte Aktion, der deutschlandweit schon 1600 Schulen beigetreten sind. Im Kreis Gütersloh ist die Haller Gesamtschule die zwölfte, im Altkreis Halle machen bereits die Realschule Steinhagen, das Evangelische Gymnasium Werther, die Peter-August-Böckstiegel-Gesamtschule und die Hauptschule Versmold mit.
»Das Zertifikat lenkt den Blick nicht auf die Leistung, sondern auf das Zusammenleben«, erläuterte Sabine Heidjann. Es gehe unter anderem um die Akzeptanz von Anderen. »Für Mobbing und Diskriminierung ist kein Platz an Eurer Schule«, rief sie die Kinder auf, auch Courage zu zeigen bei verletzenden Äußerungen. Speziell in Halle biete die Vielfalt von 40 Nationen die Chance, sich kennenzulernen. Denn sich nicht zu kennen, sei oft die Ursache für Diskriminierung.