Latein
Latein an der Gesamtschule Halle (Westf.)
Latein wird an der Gesamtschule Halle (Westf.) ab der Klasse 8 als freiwilliges Ergänzungsfach angeboten. Der Unterricht führt am Ende der Qualifikationsphase 1 (Klasse 12) bei mindestens ausreichender Leistung im Abschlussjahr zum Latinum.
„Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen.“
– Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Warum Latein?
Diese Frage ist durchaus berechtigt, schließlich lässt sich mit Latein weder im Urlaub eine ordentliche Mahlzeit bestellen noch kann mit der Sprache der antiken Römer mit einem Geschäftspartner geplaudert werden. Will man aber nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, darf man den Lateinunterricht nicht mit den modernen Fremdsprachen gleichsetzen. Latein verfolgt als alte Sprache und allgemeinbildendes Fach andere Ziele als die modernen Fremdsprachen wie Englisch, Französisch oder Spanisch, von denen die wichtigsten im Folgenden näher erläutert werden sollen.
Sprach- und Textkompetenz:
Im Lateinunterricht wird anhand der lateinischen Sprache eine Basisgrammatik vermittelt, die nahezu alle Sprachen Europas verbindet. Die Schülerinnen und Schüler gelangen mit Hilfe dieser zu einem vertieften Verständnis von Sprache und ihrer Funktionsweise allgemein. Anders als im modernen Fremdsprachenunterricht geht es im Lateinunterricht nicht darum, sich möglichst bald in der Sprache ausdrücken oder verständigen zu können. Es steht die Übersetzung vom Lateinischen ins Deutsche im Mittelpunkt. Die Unterrichtssprache ist ebenfalls Deutsch. Ziel ist es dabei nicht in der Sprache, sondern über Sprache zu reden. Deshalb ist Genauigkeit im Umgang mit der deutschen Sprache gefordert – auch wenn Deutsch vielleicht nicht die Muttersprache ist. Was Sprachstil ist, wird hier genauso erläutert wie regionale Sprachvorlieben.
Unter anderem wird auch der Wortschatz im Deutschen erweitert, indem immer wieder Übersetzungsvarianten verglichen, abgewogen und beurteilt werden. Darüber hinaus geht man im Lateinunterricht bereits früh mit Stilmitteln und ihren Wirkungen um; Das heißt, bereits im ersten Lernjahr lernen die Schülerinnen und Schüler, Texte genau auf ihre Absichten hin zu untersuchen und zu verstehen. Dieser sorgfältige und kritische Umgang mit Sprache und Texten kommt der Arbeit in allen Fächern zu Gute. Nicht zuletzt die Pisa-Studien haben schließlich gezeigt, dass mangelndes Textverständnis meist die Ursache schlechter Ergebnisse in allen Bereichen und Unterrichtsfächern war. Dazu können viele Fremd- und Fachwörter, die uns im Alltag begegnen, aus dem Lateinischen erschlossen werden.
Im Unterricht wird also am Beispiel der lateinischen Sprache Grammatik als ein logisches und Sprache an sich als ein lebendiges, veränderliches und entwicklungsfähiges System vorgeführt (wobei auch immer wieder Sprachvergleiche zu anderen europäischen Sprachen gezogen werden).
Kulturkompetenz:
In ganz Europa ist unser Leben geprägt von unserem gemeinsamen antiken Erbe: Viele Gedichte, Romane, Gemälde, Skulpturen, Filme etc. sind ohne Kenntnis der griechisch-römischen Antike nicht zu verstehen. Unsere Begriffe der Staatstheorie, Philosophie, Architektur u.v.m. basieren auf den Grundlegungen der Antike. Dies und vieles mehr ist Thema im Lateinunterricht. Vor dem Hintergrund der antiken Wirklichkeit wird die eigene Lebenswelt immer wieder thematisiert, hinterfragt und bewusst wahrgenommen. Die Schülerinnen und Schüler lernen sich und ihre kulturelle Identität kennen, die sie mit Europa verbindet und entwickeln die Fähigkeit sich empathisch in andere Lebenswelten und Kulturkreise hineinzudenken und diese in Bezug zu eigenen Horizonten zu setzen.
Inhaltsfelder des Lateinunterrichts an der Gesamtschule Halle:
Sekundarstufe I:
Spracherwerbsphase Klasse 8-10: Treffpunkt im alten Rom, Römisches Alltagsleben, Aus der Geschichte Roms, Der Mensch und die Götter, Auf der Suche nach Erklärungen, Blick in die Provinzen, Religionen im Weltreich (Lehrbuch „Prima brevis“, Lektionen 1-30)
Sekundarstufe II:
Einführungsphase:
Klasse 11.1: Welterfahrung und menschliche Existenz (Überganslektüre: Phaedrus, Fabeln)
Klasse 11.1-11.2: römische Geschichte und Politik (Übergangslektüre: Caesar, comentarii de bello Gallico)
Klasse 11.2: Rede und Rhetorik in Staat und Gesellschaft (Die Lust an der Rede: De oratore, ad Herennium u.a.)
Qualifikationsphase:
Klasse 12.1 GK: antike Mythologie (Ovid, Metamorphosen)
Klasse 12.2 GK: Welterfahrung und menschliche Existenz, römische Philosophie (Seneca, Epistulae morales)
Klasse 13.1 GK: [ausstehend]
Klasse 13.2 GK: [ausstehend]
Merkblatt zum Erwerb des Latinum
Gesamtschule Halle, Fachschaft Latein